„Mir ist nicht gut“, sagt ein Mensch. „Ich kann nicht mehr. Ich bin müde. Ich will nicht mehr. Mir ist alles zu viel. Ich kann das nicht mehr aushalten. Ich bin einfach erschöpft.“

So kann es klingen. So sagen es Menschen, wenn sie nicht mehr können. Sie sind auch einfach abgeschlagen. Abgeschlagen steht für: „Ich will es so nicht mehr. Das ist nicht, was ich will.“

Menschen gestehen sich aber nicht ein, dass es so ist. Damit kann sich aber nichts ändern. Sie wollen nicht mehr, aber tun nichts dazu, dass sich etwas ändert.

Der Mensch ist veränderungsresistent. Er will nicht, aber sieht nicht ein, dass er etwas tun muss. Er muss etwas tun, damit sich etwas ändert.

Was soll ich denn ändern? Das ist die Frage. Wenn sich jemand diese Frage stellt, ist er schon dabei, eine Türe zu öffnen. Die Türe muss geöffnet werden, damit etwas geschehen kann. Menschen, die diese Frage nie stellen, können die Türe nicht öffnen.

Die Türe steht für das, was man als Bewusstwerdung bezeichnen kann. Bewusstwerdung ist möglich, wenn Menschen wollen. Wenn sie wirklich dahinterkommen wollen, was mit ihnen ist. Wenn sie bereit sind, ihr Lebensgebäude anzuschauen. Wenn sie bereit sind, sich selbst anzuschauen. Heißt: „Wenn sie hinterfragen: Was tue ich und warum tue ich es?“

Damit kann ein Prozess eingeleitet werden, der hilft. Der Bewegung bringt. Bewegung in dem Sinn, dass man etwas tut, um zu erkennen, was ist. Menschen können erkennen. Sie müssen aber vorher bereit sein, sich zu öffnen. Öffnen steht für: „Ich bin bereit, anzuschauen, was ist.“

Damit ist auch klar: „Menschen können nicht glauben, dass sie immer so weitermachen können, wie sie es gerade tun.“ Dann, wenn sie das glauben, sind sie nicht auf gutem Weg. Ihr Weg ist manchmal nicht gut, weil sie einfach denken, das muss jetzt sein. Es muss sein – und damit sind sie schon auf einem nicht guten Weg, der sie, wenn sie stur auf einem Weg sind, auf einen langen Umweg bringen kann. Sie sind dann vielleicht auch der Meinung, dass es gut ist für sie, was sie tun. Sie gehen einfach vorwärts.

Ihre Überzeugung wächst, dass ihr Weg der richtige Weg ist. Sie bleiben dabei. Sie wollen nichts ändern. Ihre Überzeugung hält sie davon ab, zu hinterfragen, ob der Weg wirklich der gute Weg ist, wie sie es glauben.

Überzeugungen sind gut. Sie sind dann nicht gut, wenn sie dazu führen, dass Menschen glauben, dass alles, was damit in Zusammenhang steht, gut ist. Überzeugungen können dazu führen, dass Menschen nichts mehr loslassen können. Nicht mehr bereit sind, auch anderes zuzulassen. Andere Gedanken zuzulassen.

Überzeugungen sind Gedanken. Gedanken, die sich tief eingegraben haben im Menschen. Sie sind fest. Sie lassen den Menschen nicht mehr los. Sie kämpfen auch für ihre Überzeugungen. Ihr Leben wird oft durch ihre Überzeugungen schwer, weil sie nicht mehr zulassen, dass jemand die Überzeugungen hinterfragt. Menschen überhaupt nicht mehr bereit sind, ihre Überzeugungen in Frage zu stellen.

Menschen haben für ihre Überzeugungen schon sehr viel getan. Sie haben auch Menschen getötet, weil sie überzeugt waren, dass das notwendig ist. Man kämpft für Überzeugungen und kann dafür auch zu weit gehen. Verletzen und töten. Millionen von Menschen sind schon für ihre Überzeugungen gestorben.

Überzeugungen sind gut, wenn sich Menschen bewusst sind, dass sie gefährlich sind, wenn Menschen beginnen, für sie zu kämpfen. Dann kann es sein, dass sie nicht mehr erkennen, dass die Überzeugungen sie wegbringen von sich selbst. Sie helfen dann nichts mehr. Sie sind da, die Gedanken, die den Überzeugungen immer mehr Raum geben. Bis der Raum so groß ist, dass die Überzeugungen unverrückbar sind. Dann ist der Mensch nicht mehr in der Lage zu erkennen, dass seine Überzeugungen ihn hinwegtragen. Nicht mehr helfen, sondern ihn trennen. Von sich selbst trennen und von anderen Menschen. Der Mensch beginnt, andere Menschen abzulehnen, weil sie ihre Überzeugungen nicht teilen. Man ist dann der Meinung, dass es besser ist, mit den Menschen, die die eigenen Überzeugungen nicht teilen, nichts mehr zu tun zu haben. Das alles kann dann auch noch ausarten. Man lehnt Menschen ab und geht auch noch weiter. Man sagt: „Ich will überhaupt nichts mehr mit Menschen zu tun haben.“

Menschen, die das sagen, ecken mit ihren Überzeugungen immer mehr an. Sie werden ob ihrer Überzeugungen nicht mehr angenommen. Sie können mit Menschen auch nicht mehr sprechen. Ihre Überzeugungen sind ihnen im Weg. Sie wollen nicht aufhören, ihre Überzeugungen Menschen aufzudrücken. Druck ist da. Man muss wissen: „Bist du meiner Überzeugung oder nicht? Wenn nicht, möchte ich mit dir nichts zu tun haben.“

FRAGE: Bist du mein Freund?

ANTWORT: Dann bist du meiner Überzeugung. Wenn nicht, dann geh, ich will dich nicht. Damit ist klar, auch Freundschaften können an Überzeugungen scheitern.

Freundschaft ist aber etwas, das Menschen sein lässt. Freunde lassen sich sein, wie sie sind. Freunde wollen nicht sich verstecken müssen. Sie lieben sich für das, wie sie sind. Sie wollen auch nicht, dass sie der Überzeugung eines Freundes folgen müssen, nur um die Freundschaft zu erhalten. Alles kann gehen, wenn sich Überzeugungen zwischen die Menschen drängen. Dann geht es nicht mehr darum, sich einfach auszutauschen und damit von der Vielfalt von Meinungen zu profitieren, sondern nur noch darum, welche Überzeugung sich durchsetzt.

Freundschaft ist gut, wenn sie unterschiedlichste Meinungen zulässt. Sie ist auch reich – die Freundschaft –, wenn sie eine möglichst große Vielfalt an Meinungen zulässt. Sie macht alle reich, weil sie dafür sorgt, dass Menschen lernen. Sie lernen von der Vielfalt von Meinungen. Sie können dann auch etwas sehen. Etwas, was ihnen hilft, zu sein. Auch etwas zu ändern. Man kann nur ändern, wenn man sieht. Sieht und auch erkennt, dass das, was man sieht, gut ist. Hilft und weiterbringt.

So ist das Leben ein ständiges Lernen von allem, was da ist. Freunde sind da. Unterschiedlichste Standpunkte und Meinungen sind da. Keiner will überzeugen. Jeder will sich austauschen. Vertritt seine Meinung stark. Hat gute Argumente. Will aber nicht aufzwingen. Will nur beitragen zu einem Austauschprozess, der allen Freunden etwas bringt. Menschen sind soziale Wesen. Sie lieben den Austausch. Sie lieben es, miteinander zu sein und sich einzubringen. Man ist zusammen. Man hilft einander, indem man beiträgt zu allem. Zu allem, was da ist und zum Ausdruck kommen soll, damit möglichst breit da ist, was ist. Man kann dann viel lernen. Lernen ist wichtig.

Menschen müssen lernen, damit alles weitergehen kann. Alles ist abhängig voneinander. Miteinander verbunden, damit alles gemeinsam weiterbewegt werden kann. Das ist der Wandel, um den es geht. Der ständig stattfinden soll. Der Menschen und alles, was ist, das Universum, die Schöpfung, einfach alles, weiterbringen kann.

Es ist gut, Überzeugungen zu haben. Es ist gut, argumentieren zu können, weil man sich profund über etwas informiert hat. Es ist gut, miteinander zu sein und sich über all die Überzeugungen und Standpunkte auszutauschen. Es ist gut, wenn Menschen zusammen sind und das tun, was Menschen tun können. Voneinander lernen. Miteinander zusammen sein und sich austauschen über alles, was sie bewegt, damit sie schließlich auch bewegen, was sie bewegen können, wenn sie wissen, was sie bewegen wollen.

Menschen haben viel dabei. Ihr Leben ist reich, wenn sie sich breit austauschen. Immer wieder etwas lernen. Immer auch darauf bedacht sind, dass sie anderen Menschen etwas sagen. Ihnen damit auch helfen, sich selbst zu helfen, indem sie ihnen etwas sagen, das Menschen auch dazu verhelfen kann, weitermachen zu können. Wir Menschen sind miteinander unterwegs, wenn wir all das tun und es mit Bedacht, Respekt und mit dem Bestreben tun, dass Menschen weiterkommen. Wenn wir gemeinsam weiterkommen, ist alles gut.

Dann trennt uns weniger. Dann sind wir nicht gegeneinander, sondern miteinander unterwegs. Dann wollen wir auch kooperieren. Heißt: „Voneinander lernen und miteinander tun.“ Dann sind wir auch anders. Dann ist unser Leben auch anders ausgerichtet.

Dann kann weniger Krankmachendes geschehen. Dann ist man miteinander unterwegs und nicht Konkurrent. Konkurrent, der nur darauf bedacht ist, einen Vorteil gegenüber einem anderen Menschen zu erringen. Damit werden alle Energien darauf konzentriert, den Vorteil zu wahren. Dem EGO Platz zu verschaffen. Einfach auch auf Kosten von anderen Menschen.

Der Vorteil wird zum Hindernis für die Welle, die entstehen kann, wenn Menschen nicht miteinander, sondern gegeneinander arbeiten. Die Welle kann nicht sein, weil die Welle nur sein kann, wenn Menschen miteinander sein wollen und miteinander tun wollen. Wenn sie auch gemeinsam tun wollen, was sie wollen.

Der Kampf geht, wenn Menschen erkennen, dass alles in ihnen darauf ausgerichtet ist, dass sie miteinander sind und miteinander gehen. Gemeinsam unterwegs sind, damit vorwärtsgeht, was notwendig ist. Die Menschheit geht vorwärts, wenn sie gemeinsam unterwegs ist und aufhört, sich trennen zu lassen.

Krankheit geht, wenn Menschen aufhören, sich von Überzeugungen leiten zu lassen, die darauf ausgerichtet sind, Menschen zu trennen, statt sie zusammenzuführen zu dem, was sie sind. Eine Gemeinschaft.

Gemeinschaft ist dann gegeben, wenn Menschen erkennen, dass es gut ist, miteinander zu sein. Zu tun, was man will. Zu sein, was man will. Zu haben, was man will.

Menschen wollen viel. Sie können viel haben. Geld ist davon etwas. Es ist aber nicht das, was Menschen glücklich und zufrieden macht.

Menschen brauchen etwas, das dem Menschsein entspricht. Dem Menschsein entspricht alles, was Menschen zusammenhält. Menschen wollen zusammen sein. Sie sind Menschen, die nichts trennt, außer wenn sie von ihren Gedanken und Überzeugungen sich trennen lassen.